Liebe Cate, du hast die Bilder für das neue Buch von Rosa Koppelmann „Vertrauen nach Fehlgeburt“ beigesteuert. Wie kam es dazu?
Rosa und ich kennen uns schon sehr lange. Unsere Wege kreuzten sich 2008 an der Universität in Dänemark. Wir haben uns sehr schnell angefreundet und den Kontakt seither nicht verloren, sondern viel mehr noch vertieft. Anfang dieses Jahres hat Rosa mich gefragt, ob ich ihr Buch visuell mit meinen Aufnahmen begleiten möchte. Ich habe nicht lang gezögert und zugestimmt. Durch unsere enge Freundschaft kenne ich Rosas Geschichte und ich weiß, dass ihr dieses Projekt und damit verbunden dieses Buch, wahnsinnig viel bedeutet. Es ist schön, Teil dieses Buches zu sein, denn es ist ein Mutmacher für trauernde Herzen, aber auch für Personen, die Betroffenen in dieser schweren Zeit zur Seite stehen möchten.
Hast du selbst einen Bezug zum Thema des Buches?
Eine Fehlgeburt habe ich nicht erlebt. Der Verlust eines geliebten Menschen und die einhergehende Trauer ist jedoch ein Thema mit welchem ich sehr vertraut bin.
Was bedeutet die Fotografie für dich?
Wenn ich meine Kamera in der Hand halte und ich durch den Sucher die Welt erkunde, kann ich mich komplett in dem Augenblick verlieren. Es ist als ob die Welt für einen kurzen Moment stehen bleibt bis ich den Auslöser drücke. Ich liebe dieses Gefühl. Es ist mein Rückzug und meine Entspannung.
Wie bist du zur Fotografie gekommen? Arbeitest du schon lange als Fotografin?
Ich habe während meiner Schulzeit angefangen zu fotografieren. In der 10 Klasse, das müsste etwa 2004/05 gewesen sein, habe ich ein Praktikum in einer Fotowerkstatt in einem Museum absolviert. In dieser kurzen Woche habe ich meine Zeit entweder hinter der Kamera oder in der Dunkelkammer verbracht. Recht schnell stellte sich für mich heraus, dass dies keine ad hoc Affäre, sondern viel mehr eine Liebe fürs Leben darstellte. Meine Kamera ist meine liebste Begleitung auf Alltagsabenteuern. Ich habe zunächst angefangen vor allem Landschaftsaufnahmen, Blumen und Pflanzen zu fotografieren – sprich alles was sich nicht bewegt und konnte so meine Kamera hervorragend kennenlernen. Vor etwa zwei Jahren habe ich dann begonnen auch Menschen vor meiner Linse zu erfassen. Ende 2019 habe ich mich dann dazu entschlossen mich beruflich neu zu orientieren und mich nicht nur privat als Fotografin zu verwirklichen.
Was zeichnet deine Bilder aus, was macht sie für dich besonders?
Grundlegend ist mir wichtig, dass die Objekte in meinen Bildern immer in Balance zueinander stehen. Abgesehen von der der Komposition, möchte ich meinen Aufnahmen aber vor allem Tiefe verleihen, so dass die Betrachter das Gefühl bekommen sich zumindest für einen kurzen Augenblick in der Aufnahme zu verlieren. In der Natur jage ich oft die ruhigen Momente just bevor die Welt erwacht. Befinden sich Menschen in meinen Aufnahmen, versuche ich die echten Emotionen einzufangen. Momente die evtl. unbemerkt bleiben. Natürlichkeit und Unbefangenheit, Ruhe und Klarheit, sind Attribute, die meine Bilder begleiten.
Gibt es ein Foto, das du mit uns teilen würdest und das dein persönliches Lieblingsbild ist?
Das ist eine schwierige Frage. Wenn ich mich jedoch entscheiden müsste, wäre es wohl diese Aufnahme aus New York. Das Bild ist auf der Dachterrasse eines Gebäudes in Williamsburg, Brooklyn, entstanden. In dieser Aufnahme richtet sich der Blick über den East River hinweg auf die New Yorker Skyline mit der Manhattan Bridge im Bokeh. Obwohl sich für den Betrachter die junge Frau im Fokus erschließt, reicht der Blick noch viel weiter und irgendwie wird man in die Magie des Moments hineingezogen. Das mag ich sehr.
Welche Einflüsse fließen in deine Bilder? Gibt es Personen oder Orte - vielleicht auch Bücher -, die dich besonders inspirieren?
Besonders die Natur mit all ihren Facetten inspiriert mich. Ich mag den Wandel von eigentlich Allem und ich mag, dass es Motive hier nur exakt einmal gibt. Ich mag aber auch die Geschichten, die sich hinter Orten, Momenten und Personen verstecken und es sind genau diese, die ich mit meiner Kamera einfangen möchte.
Was ist deine Vision für die kommenden drei Jahre? Worauf freust du dich besonders?
Da ich derzeit dabei bin mir ein Standbein als freischaffende Fotografin aufzubauen ist meine Vision für die kommenden drei Jahre mich zunächst beruflich als Fotografin zu etablieren. Auf dieses Abenteuer habe ich mich unbewusst mein halbes Leben vorbereitet. Mein Zukunftsblick ist erwartungsvoll und enthusiastisch. Ich freue mich besonders auf den Austausch mit Menschen, auf ihre Geschichten mit all den Jubelmomenten aber auch den herzzerreißenden Erfahrungen, die Teil eines jeden Lebens sind, und dass ich diese Emotionen in meinen Bildern einfangen darf.
Herzlichen Dank für das Interview, liebe Cate!