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Gemeinsam lesen, gemeinsam lernen - Feministische Buchclubs

ein Gastartikel von Clara Rödel

 

“Buchclubs sind nur für Omas oder super Intellektuelle, die bei Keksen und Tee oberflächliche Diskussionen führen.” – Solche Klischees gehören längst der Vergangenheit an. Inzwischen haben Prominente wie Emma Watson und Reese Witherspoon mit ihren (feministischen) Buchclubs der Idee eines altmodischen Lese-Stuhlkreises einen modernen, trendy Anstrich gegeben. Feministische Buchclubs sind daher nicht nur sehr beliebt und fördern Lesevergnügen, sondern tragen durch ihre Buchauswahl auch einen Beitrag zur Gleichstellung in der Literaturbranche.

Buchclubs für mehr Gleichstellung

Wie die Studie #frauenzählen der Universität Rostock aus dem Jahr 2018  bereits aufgedeckt hat, erhalten Autorinnen sowohl weniger Rezensionen, als auch weniger Erwähnung in den öffentlichen Medien. Die Untersuchungen von 2.036 Rezensionen und Literaturkritiken in 69 verschieden Medien ergaben, dass Kritiker zu 74% eher männliche Autoren besprechen, während Kritikerinnen etwas ausgewogener berichten. Obwohl bekannt ist, dass Frauen in der Literaturbranche als Schreibende dominieren, spiegeln die Ergebnisse eine binäre und männlich ausgerichtete Perspektive der Gesellschaft wider. Daher ist es umso wichtiger, dass es intersektionale und feministische Buchclubs gibt, die sich darum bemühen, nicht nur kanonische Literatur von Goethe, Kafka & Co. zu lesen, sondern auch gezielt Werke nicht-männlicher Schreibender in den Fokus zu rücken und zu rezensieren.
Im Folgenden könnt ihr hier die angesagtesten, frauengeführten Buchclubs und feministische Konzepte nachlesen, die mehr Lust auf Lesen bereiten und dazu beitragen Stimmen von FLINTA* sichtbar zu machen.

Quelle: http://www.frauenzählen.de/studie_diagramme.html (Abruf am 22.7.24)
Quelle: http://www.frauenzählen.de/studie_diagramme.html (Abruf am 22.7.24)

Im Folgenden könnt ihr hier die angesagtesten, frauengeführten Buchclubs und feministische Konzepte nachlesen, die mehr Lust auf Lesen bereiten und dazu beitragen Stimmen von FLINTA* sichtbar zu machen.

Feministische Buchclubs im Überblick

feministischeslesen

Dieser queerfeministische Buchclub besteht aus dem 4er-Team Tanja Block-Telch, Luca Ruppert, Sabine Martine und Natalie Block. Hier werden hauptsächlich Bücher zu gesellschaftlichen Themen besprochen wie Race, Class, Gender, Rassismus und Ableismus. Auch gibt es eine vielseitige Auswahl an Genres, die gelesen werden - ob Sachbuch, Roman oder Essays - hier wird sicher jede*r fündig. Wer gerne flexibel und von zuhause aus über spannende Bücher diskutieren möchte, für den ist der Buchclub ideal, da der Austausch schriftlich und über Social Media erfolgt.

Zu feministischeslesen.de

Feminist Book Club - Der feministische Buchclub von Sans Mots

Organisiert von Laura Quellenberg und Janet Kinnert vom Blogkollektiv Sans Mots, widmet sich dieser Buchclub feministischen Themen wie Gleichberechtigung, Mutterschaft, Pay Gap, Slutshaming, Altersarmut und vieles mehr.  Auf einem Forum auf Goodreads könnt ihr euch schon während dem Lesen zum Buch austauschen und bei dem abschließenden Zoom Call das Buch auswerten. Ihr könnt euch jederzeit dem Buchclub anschließen, unabhängig von eurem Alter, Geschlecht, ob Literaturexpert:in oder Neuling. Auf der Blogseite findet ihr übrigens weitere Anregungen und Beiträge über Politik, Gesellschaft, Kunst, Kultur und natürlich Bücher.

Zum Feminist Book Club

Book Club and Friends

Dieser frauengeführte Buchclub wurde im März 2019 von Julia Loibl gegründet, mit der Mission, mehr Freude am Lesen zu inspirieren. Dieser Buchclub besteht aus keiner festen Gruppe oder einem festgelegten Ort, sondern findet in Cafés, Weinhandlungen oder Keramikwerkstätten in Berlin und München statt. In einer Runde von maximal 25 Leuten werden hier vor allem zeitgemäße Bücher aus dem Belletristikbereich besprochen in einer gemütliche Atmosphäre mit Kaffee oder Weinchen. In Zukunft sind auch andere Städte als Veranstaltungsort in Planung und auch Sitzungen in Englisch, um so für mehr Inklusion zu sorgen.

Zu Book Club & Friends

Mädels, die lesen

… - so viel mehr als ein Buchclub. Dieses Format richtet sich vor allem an Frauen*, ist aber offen für alle und bietet tolle Vernetzungsangebote. Helen Daughtrey hat den Buchclub 2020 ins Leben gerufen mit der Idee, Menschen vor allem die Freude am Lesen ganz näherzubringen, trotz Stress im Alltag. Die Termine für Besprechungen sind so geplant, dass ihr nicht mehr als 10 bis 15 Minuten täglich zum Lesen einplanen müsst. Mit einer Abo Mitgliedschaft könnt ihr zusätzlich Teil der “Schmökerfreunde” werden und somit bei der Buchauswahl über Instagram mitentschieden, an Buchbesprechungen, Koch-, Mal- und Filmabenden teilnehmen. Helen Daughtrey erhielt dieses Jahr auch den Young Excellence Award des Börsenvereins, für den auch Anne Friebel von Palomaa Publishing im Jahr  2022 in der Auswahl stand.
Zu mädelsdielesen.de

Mehr* Kollektiv

Bei diesem Buchclub liegt der Fokus auf Förderung von queerfeministischer Kunst und Kultur von inter*, trans*, agender und nicht-binären Personen. Wer nicht nur den Austausch über Bücher, sondern auch über Popkultur liebt, ist hier genau richtig: monatlich gibt es Veranstaltungen rund um Literatur, Filme und Serien. Besonders ist hier das Motto: auf der Bühne treten ausschließlich FLINTA* auf, während im Publikum alle Geschlechter willkommen sind. Darüber hinaus bietet das Mehr* Kollektiv verschiedene moderne Kunstausstellungen und Workshops an; alle organisiert, geleitet und konzipiert von FLINTA* Personen.

Zu mehr-kollektiv.de

Nichts dabei? Machs einfach selbst!

Wenn ihr auch nach unseren Buchclub-Tipps immer noch nicht den richtigen Lesekreis gefunden habt, dann schaut euch doch mal in euren Städten, Bibliotheken, Unis oder Nachbarschaftszentren um, die vielleicht ein passendes Angebot haben. Oder noch besser: gründet euren eigenen Buchclub!

Tipps für den eigenen Buchclub

Hier noch ein paar Tipps, wie ihr euren eigenen Buchclub gründen könnt:

  • Legt euch gleich zu Anfang eine Leseliste fest und macht Abstimmungen zu den Büchern, Genres etc. Wollt ihr nur Neuerscheinungen lesen oder auch ein paar feministische Klassiker? Mit einem festgelegten Rahmen haben mögliche Interessierte eine bessere Vorstellung, ob der Buchclub zu ihnen passt.
  • Findet einen geeigneten Ort für eure Leserunden. Achtet darauf, dass es barrierefrei ist, ob in einem Café oder in einem virtuellen Raum ist dabei euch überlassen.
  • Setzt euch feste Deadlines. Bis wann wollt ihr das Buch fertig gelesen haben oder welche Abschnitte davon?
  • Mit Snacks und einer kleinen Erfrischung wird’s gemütlicher!
  • Pflegt einen offenen Gesprächsumgang und wählt die Mitgliederzahl für den Anfang nicht zu groß, sodass jede:r zu Wort kommen kann.
  • Buchtipp: Wie wärs gleich mal mit einem unserer Bücher “Bis eine* weint” oder “Auch Gut!” ?

Buchclubs bieten eine hervorragende Möglichkeit, gemeinsam mehr Bücher von Frauen* zu lesen, zu rezensieren und zu unterstützen. Ihr könnt die Lesekreise zu einem geschützten Raum machen und zu einem Ort für Aktivismus, Austausch neuer Perspektiven und Inspiration. Je mehr Buchclubs, Rezensionen und Empfehlungen auf Bücher von nicht-männlichen Personen eingehen, desto größer wird auch der Druck, die Sichtbarkeit von verschiedenen Stimmen in der Literatur zu erhöhen.

Und jetzt: Fröhliches Lesen!