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"Die Arbeit am Buch hat sehr viel in uns selbst bewegt." - die Autorinnen Julia Felicitas Allmann und Laura Letschert im Gespräch

Laura Letschert (l.) und Julia Allmann (r.), Bildrechte bei Sandra Socha Fotografie
Laura Letschert (l.) und Julia Allmann (r.), Bildrechte bei Sandra Socha Fotografie

Liebe Julia, liebe Laura, BYE ist euer erstes gemeinsames Buch. Bitte teilt mit uns, worum es darin geht und an wen sich BYE richtet.

Es geht um das Sterben, den Tod und um Abschiede im Leben. BYE möchte damit alle Menschen ansprechen – ganz unabhängig davon, ob sie gerade mit Tod und Trauer zu tun haben. Wir wünschen uns, in den Dialog über diese Themen zu gehen, einen Raum für Austausch zu schaffen und mehr Verbundenheit zu ermöglichen. Um das zu erreichen, haben wir 15 sehr persönliche Gespräche mit Menschen geführt, die aus verschiedenen Perspektiven auf den Tod und das Sterben blicken. Es geht aber auch um das, was bleibt. Also für unser Leben im Jetzt – es sind also auch Lebensgeschichten, die Hoffnung und Kraft schenken und zeigen, dass unser Leben gerade erst durch den Faktor der Endlichkeit so kostbar ist.

 

Wie entstand die Idee zum Buch? Warum wolltet ihr gern über Tod und Trauer schreiben? Und wie kam es, dass ihr beide zusammen am Buch gearbeitet habt?

Den Anstoß für das Buch gab Laura, die schon als kleines Mädchen von der Endlichkeit des Lebens fasziniert war – und die als systemischer Coach Menschen in Veränderungsprozessen begleitet, wo die Vergänglichkeit und auch der Sinn des Lebens oft eine Rolle spielen. Julia war direkt bewegt von dieser Idee und schlug vor, sich mit ihrer Expertise und Leidenschaft als Autorin und Journalistin einzubringen. So stand nach einem gemeinsamen Abend fest, dass wir dieses Buch gemeinsam in die Welt bringen möchten – ein Entschluss, der uns beide sehr bereichert und erfüllt hat. 

Julia Allmann (l.) und Laura Letschert (r.), Bildrechte bei Sandra Socha Fotografie
Julia Allmann (l.) und Laura Letschert (r.), Bildrechte bei Sandra Socha Fotografie

Was hat die Arbeit am Buch mit euch gemacht? Wie hat sich der Schreibprozess für euch gestaltet?

Die Arbeit am Buch hat sehr viel in uns selbst bewegt. Wir sind von verschiedenen Ausgangspunkten gestartet mit verschiedenen Perspektiven, Erfahrungen und Gefühlen. Jede von uns hat ihre eigene Reise gemacht und wir konnten uns immer wieder austauschen, was uns gerade besonders beschäftigt oder berührt. Denn wir haben uns nicht nur sehr intensiv mit Tod und Sterben auseinandergesetzt, sondern auch mit den Menschen, die mit uns ihre Geschichte teilen und letztlich auch mit unseren eigenen Leben – und der Gewissheit, dass auch wir irgendwann von unseren Liebsten Abschied nehmen. Was uns schon bei der Entstehung gefreut hat: Wir haben extrem viel positiven Zuspruch von unserem Umfeld erhalten, wann immer wir von der Idee des Buchs und unserer Arbeit daran erzählten. 

Der Schreibprozess beinhaltete ja nicht nur das Schreiben, sondern den kompletten Entstehungsprozess für dieses Buch: Ideen und Wege für das Buch entstanden und wurden verworfen – über zwei Jahre bestand unsere Leben aus vielen Gesprächen und Sprachnachrichten, Textarbeit und Abstimmungsrunden zu BYE, meistens aus der Distanz zwischen Köln und Barcelona. In dem Buch ergänzen sich unsere unterschiedlichen Persönlichkeiten, Perspektiven und Kompetenzen und dadurch konnten wir viel voneinander lernen. Wir sind durch den Prozess unheimlich gewachsen und auch zusammengewachsen.

 

Wie, glaubt ihr, kann das Buch helfen, die Themen Tod und Trauer zu entstigmatisieren?

Zunächst kann jede:r Leser:in die eigenen Unsicherheiten, Grenzen und Tabus, aber auch Sehnsüchte und Wünsche entdecken und sich mit ihnen auseinandersetzen – entweder für sich oder im Gespräch mit den Liebsten. Es war von Anfang unser größter Wunsch, dass durch BYE mehr Menschen in den offenen Austausch gehen, sich trauen, nachzufragen oder sich selbst öffnen und ihre ganz persönlichen Geschichten teilen. Denn genau dadurch merken wir: Wir sind mit unserem Schmerz, unseren Bedürfnissen und auch existenziellen Fragen nicht allein – gerade sie machen unser menschliches Dasein ja auch aus. 

 

Wenn es eine Sache gäbe, die ihr Menschen mitgeben könnt, die gerade einen Verlust erfahren, was wäre dies?

Wir haben für uns aus den Gesprächen mitgenommen, dass alles, was uns gut tut und Kraft schenkt, auf diesem Weg richtig und wichtig ist – es gibt keine falsche Art, zu trauern oder seinen Verlust auszudrücken. Alles ist okay.

Und eine der Gesprächspartner*innen hat für sich ein – wie wir finden – sehr hoffnungsvolles Bild entworfen: Nach einem Verlust ist die Trauer wie ein Stachel, der im Herzen steckt. Es entsteht eine Wunde und das ist nicht rückgängig zu machen. Aber wer sich der Trauer stellt und sie als Teil des Lebens liebevoll annimmt, kann den Stachel herausziehen und die Wunde hat die Chance, zu heilen – auch wenn für immer eine Narbe bleibt.

Das fanden wir sehr eindrucksvoll und wir können uns vorstellen, dass es uns bei einem Verlust helfen kann, wenn wir für uns selbst solche inneren Bilder und Anker erschaffen. Sie können uns Kraft, Trost und Hoffnung spenden.

 

Was sind eure liebsten Bücher, um sich selbst etwas Gutes zu tun und sich zu stärken?

Julia: Ein Klassiker, den ich immer wieder gerne lese, ist „Das Café am Rande der Welt“ von John Strelecky, weil es darum geht, die eigene Lebenszeit zu nutzen und bewusst zu gestalten, anstatt sie nur abzusitzen. Ein weiteres Lieblingsbuch ist „Daring Greatly“ von Brené Brown: Es ist ein wissenschaftlich fundierter Appell, offen und verletzlich durchs Leben zu gehen – um so echte Verbindungen und tiefe Beziehungen zu erschaffen. 

Laura: Bücher, die die Geschichten des Lebens erzählen – wie „Traumsammler“ von Khaled Hosseini oder ein „einfaches Leben“von Min Jin Lee, weil sie mich in völlig andere Welten in den Bann ziehen und ich mich gleichzeitig in diesen Geschichten so verstanden und aufgehoben fühle – mit all dem, was es universell bedeutet, Mensch zu sein.

 

Herzlichen Dank!

Mehr über die beiden Autorinnen erfahrt ihr hier.