· 

"Ich gebe tiefe Einblicke in meine über 20-jährige Erfahrung mit der Bipolaren Störung." - Interview mit Autorin Nora Hille

Autorin Nora Hille
Autorin Nora Hille

Liebe Nora, du hast gerade dein erstes Buch "Wenn Licht die Finsternis besiegt" bei Palomaa Publishing veröffentlicht. Beschreibe uns doch kurz, worum es genau geht.

Ich gebe tiefe Einblicke in meine über 20-jährige Erfahrung mit der Bipolaren Störung. Auch zeige ich, welche familiären Konstellationen und biografischen Belastungen zum Entstehen der Erkrankung geführt haben. Die Leser*innen erfahren viel über meinen meistens fröhlich-turbulenten Familienalltag mit Mann und zwei Kindern, über meine innere Haltung und die Skills, die mir im Umgang mit meiner oft so herausfordernden Erkrankung helfen. Und es geht immer wieder um Ermutigung.

 

Für wen hast du das Buch geschrieben? Was glaubst du, wer profitiert am meisten davon, es zu lesen?

Ich habe "Wenn Licht die Finsternis besiegt" als Mutmachbuch für Menschen mit bipolarer und anderen psychischen Erkrankungen, deren Angehörige und Freundeskreis geschrieben. Außerdem für Menschen, die im medizinisch-therapeutischen Bereich arbeiten und für alle, die sich für Mutmachgeschichten und Psychologie interessieren. Ich glaube, dass mein Buch besonders für junge Frauen mit psychischer Erkrankung und Kinderwunsch sowie für psychisch erkrankte Mütter/Elternteile hilfreich sein kann. Und ich hoffe, dass es bei allen Leser*innen dazu beiträgt, psychische Erkrankungen zu entstigmatisieren.

Buchcover "Wenn Licht die Finsternis besiegt"
Buchcover "Wenn Licht die Finsternis besiegt"

Wie ist das Buch entstanden - wolltest du schon immer über deine bipolare Erkrankung schreiben?

Niemals hatte ich vor, öffentlich über meine bipolare Erkrankung zu sprechen oder zu schreiben aus Angst vor Stigmatisierung. Doch dann hatte ich vor vier Jahren eine sehr berührende Begegnung mit einer Mutter, deren Sohn psychisch erkrankt war. Sie wusste nicht, wie sie ihm helfen konnte oder ob er je ein normales Leben würde führen können. Ich sprang über meinen Schatten und erzählte von mir. Dabei sah ich, wie meine Worte einen Lichtstrahl der Hoffnung in ihre verzweifelte Seele warfen. Da wusste ich, dass meine Mutmachgeschichte in unserer Welt gebraucht wird. Etwa zwei Wochen später begann ich mit dem Schreiben.

 

Was ist dir beim Schreiben leicht- oder auch schwergefallen? Was hat dir geholfen, das Buch in seine jetzige Form zu bringen?

Das Schreiben selbst ist mir leicht gefallen, denn das Handwerkszeug habe ich aus meinem früheren Beruf im Bereich Kommunikation und PR mitgebracht. Herausfordernd und teills sehr anstrengend war dagegen die Erinnerungsarbeit. Es gab sogar Zeiten, wo ich wochenlang pausieren musste, weil mir Spannungskopfschmerzen zu schaffen machten. Bevor ich mich bei Palomaa Publishing mit meinem fertigen Manuskript beworben habe, habe ich mir ein selbstbezahltes Lektorat gegönnt, um meinen eigenen hohen Qualitätsanspruch sicherzustellen. Doch erst durch die gemeinsame Arbeit mit meiner Verlegerin Anne Friebel konnte das Buch zu dem werden, was es jetzt ist. Von ihr kam der Anstoß, für das Vor- und Nachwort Expert*innen mit an Bord zu holen. Dass wir dafür Tina Meffert von Mutmachleute e.V. und Psychiater Hubert Schöttes, Leiter der Bipolarambulanz an den Evangelischen Kliniken Essen-Mitte, gewinnen konnten, macht das Buch inhaltlich erst richtig rund. Dann hat das Manuskript noch ein weiteres Lektorat im Verlag durchlaufen. Dazu noch der Buchsatz  und die wundervolle Covergestaltung von Katja Rub. Zwischen den Buchdeckeln von "Wenn Licht die Finsternis besiegt" steckt mein ganzes Herz und meine Seele, so viel Liebe und Idealismus sowie das Versprechen, Hoffnung und Ermutigung zu schenken. Deswegen freut es mich sehr, dass bei den bisherigen Leser*innen-Feedbacks der Ermutigungsfaktor bestätigt wurde. 

 

Hast du für Betroffene und Angehörige von Bipolarer Störungen vielleicht drei kurze Tipps, wie sie ihren Alltag leichter bewältigen können?

Die bipolare Erkrankung prägt sich individuell und in ihrem Verlauf so unterschiedlich aus, dass ich es ehrlich gesagt sehr schwer finde, hier drei kurze Tipps zu geben, die in irgendeiner Form einen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben. Betroffene und Angehörige müssen letztlich ihren individuellen Weg finden. Daher also der Versuch einer Antwort aufgrund meiner eigenen Erfahrungen: Hilfreich aus meiner Sicht ist für Betroffene zunächst Krankheitsakzeptanz, der Wille mit Ärzt*innen und Therapeut*innen zusammenzuarbeiten und der Wunsch zum Experten oder zur Managerin für die Erkrankung zu werden. Mein persönlicher Gamechanger für mehr Lebensqualität war dann die Arbeit mit positiven Glaubenssätzen, die ich täglich trainiere - was ich im Buch ausführlich beschrieben habe. Für Angehörige ist es aus meiner Sicht am wichtigsten, neben aller Liebe und Support für die/den Betroffene*n auf ihre eigenen Grenzen und Bedürfnisse zu achten, damit es nicht zu Co-Abhängigkeit kommt. Selbsthilfegruppen live vor Ort oder online können für alle Beteiligten stützend sein.

 

Welche Bücher liest du selbst gerade?

Sonja Koppitz "Spinnst du? Warum psychische Erkrankungen ganz normal sind." / Janine Berg-Peer "Schizophrenie ist scheiße, Mama!" / Wolfgang W. Parth: "Goethes Christiane. Ein Lebensbild."

 

Möchtest du unseren Lesenden abschließend noch etwas mitgeben?

Solltest du selbst oder ein geliebter Mensch aus deinem Umfeld psychisch erkrankt sein: Gib niemals auf, bitte. Nutze professionelle Unterstützung. Auch nach Jahren oder Jahrzehnten der Finsternis ist das Licht möglich.

 

Herzlichen Dank!