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"Mutterschaft in Gesellschaft und Literatur" - ein Gastartikel von Celina Stehr

In der Literatur sowie bei den gesellschaftlichen Erwartungen geht die Rolle der Mutter mit der Rolle der Frau oft Hand in Hand und wird als Paradebeispiel für das Frausein ausgelegt. Indem die Frau ihre Mutterrolle annimmt, entsteht ein ganz eigener Bewertungsmaßstab für die Figur im Roman entgegen den Frauen, welche die Rolle der Mutter nicht wählen. Es gilt sich zu entscheiden zwischen der guten Mutter, welche viel zu oft verstirbt oder der bösen Stiefmutter, welche zwischen den eigenen und Stiefkindern auswählt. Wie beim Klassiker Jane Eyre von Charlotte

Bronte wächst Jane nach dem Tod ihrer Eltern bei ihrer angeheiraten Tante Mrs. Reed auf. Dabei wird eine Ambivalenz im Umgang im Vergleich zu den drei eigenen Kindern deutlich, es wird differenziert zwischen der Heiligen und der Bösen, welches repräsentativ für die gesellschaftliche Sichtweise auf die Frau als Mutter ist. Es wird schnell deutlich, dass das Thema Mutterschaft ein emotional aufgeladenes Thema in der Gesellschaft ist.

 

Nicht nur ist die Sicht auf die Mutter durch den gesellschaftlichen Blick von einer beurteilenden Natur, sondern beeinflusst auch die Verhaltensweise der Frauen selbst. Es entsteht der Druck der Rolle der Mutter, wie sie von der Gesellschaft vorgeschrieben wird, zu entsprechen und schränkt die Möglichkeiten, die Mutterrolle vielfältig und individuell leben zu können, ein. Obwohl Muttersein für einige das größte Glück ist, bedeutet es für andere, sich gegen die lebensbestimmende Rolle zu entscheiden und ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben zu führen. Wiederrum andere sehnen sich nach nichts mehr als zwei Striche auf dem Schwangerschaftstest und wieder andere entscheiden sich dagegen.

 

Auch wenn es das größte Glück für die schwangere Person sein kann, bedeutet es auch sein, dass nicht alle Erfahrungen, die während der Mutterschaft – Schwangerschaft und Elternschaft gemacht werden, immer positiv sind. Denn neben der Vorfreude auf das neuen Lebens gehen auch körperliche Veränderungen einher und können Herausforderungen der Akzeptanz mit dem neuen Selbstbild nach der Schwangerschaft mit sich bringen. Zudem ist die Mutterschaft ist ein kontroverses Thema, das in den Medien oftmals nur mit strahlenden Gesichtern und glücklichen heteronormativen Paaren repräsentiert wird. Denn für manche kann Mutterschaft bedeuten, das eigene berufliche und soziale Leben in dem Maße aufzugeben und trotz der Liebe zum Kind, die unabhängige Seite des Ichs zu vermissen. Es kann aber auch bedeuten den Kinderwunsch zu haben und das Leid einer Fehlgeburt immer und immer wieder durchleben zu müssen. Neben der Erwartung, dass, alle Menschen mit Uterus den Wunsch pflegen Eltern zu werden, wird die Möglichkeit, dass die Mutterschaft für einige nicht relevant ist, schlichtweg verdrängt. Es scheint das Bild zu entstehen, dass die schwangere Person mit dem Entstehen des Kindes als Individuum in den Hintergrund gerät, in der Rolle als Elternteil zu verschwinden scheint und Aspekte wie eigenen Vorstellungen von (sexueller) Identität und Selbstbestimmung

zweitrangig werden.

Wenn jedoch die Entscheidung für ein Kind gefallen ist, geht der Einfluss der Gesellschaft immer weiter. Angefangen von dem wann – wann ist der richtige Zeitpunkt ein Kind zu bekommen und dem wie – wie vereinbare ich das mit meinen individuellen Vorstellung für mein berufliches Leben und welche Rolle die Partner:innen dabei spielen sollen. Neben den idealisierten Vorstellungen von Mutterschaft, geraten Mütter gleichzeitig immer wieder unter Beobachtung der Gesellschaft, indem sie für ihre Art und Weise des Mutterseins – zu strikt oder zu

laissez-faire – beurteilt werden. Denn egal wie es angestellt wird, man macht es nie allen Recht. Problematisch wird es dann jedoch, wenn davon ausgegangen wird, dass mit dem Mutterwerden auch gleichzeitig, das Wissen einhergeht, wie es ist, sich als Mutter zu verhalten. Es handelt sich um einen Prozess, um ein Wachsen in die Rolle und um ein individuelles Anpassen an die Vorstellungen, Werte und Erziehungsweisen, welche man selbst für richtig hält. 

 

Mutter zu sein, ist vielfältig und bei allen Varianten der Auslegung von Mutterschaft handelt es sich jedoch immer um einen lebensverändernden Schritt der Personen. Anhand der unterschiedlichen Literatur wird deutlich, dass jede Erfahrung von Nicht/Muttersein ein ganz individuelles Anliegen und persönliche Erfahrungen mit sich bringt. Die daraus entstehende Mutterliebe, welche die Verbindung zwischen Geschlechter- und Familienbild darstellt, resultiert aus gesellschaftlichen Erwartungen und der Frage nach der eigenen Identität. Das Narrativ der mütterlichen

Fürsorge dominiert und geht einher mit dem Verständnis von Frauen für die Rolle als Mutter.

 

Doch wie realistische ist diese Vorstellung und welchen Druck wird damit auf die jungen Frauen in unserer Gesellschaft gemacht, die im gebärfähigen Alter sind? Einen großen Einfluss hat die Art und Weise wie in Medien, in der Literatur und allgemein im Diskurs mit der Frage nach Mütterlichkeit und mit der Instanz der Mutter umgegangen wird. Welche Rollenvorstellungen und Stigmata werden auf sie ausgeübt – besonders auch in Bezug auf Themen wie Geburt, Fehlgeburt oder auch den Zweifeln am eigenen Muttersein. Denn Mutterschaft ist so viel mehr als es in den Medien präsentiert wird. Mutterschaft kann ein erfüllender Schritt im Leben sein, der einen erst zu dem Menschen macht, den man sich immer gewünscht hat und das Leben nun in vollen Zügen genießen lassen kann. Gleichzeitig gehen Herausforderungen, Überforderungen und Zweifel mit einher. Dabei ist es wichtig, dass sich in der Literatur mit allen Seiten von Mutterschaft auseinandergesetzt wird, den positiven wie auch den negativen. Denn es eröffnet einem die Möglichkeit, die Perspektive auf die Welt und sich selbst zu verändern und ein realistischen und bestärkenden Blickwinkel zu bekommen. Denn die Rolle der Mutter kann dazu führen, dass man seine Rolle als Frau in der Gesellschaft neu definiert und man selbst zu dem Menschen wird, der man sein möchte.

 

Die folgenden Bücher von Palomaa Publishing setzen sich auf diverse Art und Weise mit Mutterschaft auseinander:

  • Misava Macamo´s „Blooming Mom“ bietet dir einen vielfältige Guide zur ausgewogenen, nährenden und selbstbestimmten Schwangerschaft.
  • Bis eine* weint!“ von Nicole Noller und Natalie Stanczak sind ehrliche Interviews mit Müttern* zu Gleichberechtigung, Care-Arbeit und Rollenbildern.
  • Rosa Koppelmanns „Vertrauen nach Fehlgeburt“ bietet mit zahlreichen Erfahrungsberichten Beistand, Mut beim Vertrauen in deinen Körper und Kraft die darauffolgende Zeit zu meistern.

 

 

 

 

Dies ist ein Gastartikel von Celina Stehr. 
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