· 

„Wir haben uns einer Aufgabe gewidmet, die sonst so in keiner Bibliothek große Beachtung findet.“ – Interview mit der feministischen Bibliothek MONAliesA

Eine kurze Vorstellung der feministischen Spezialbibliothek MONAliesA ist bereits in unserem Blogartikel „Inspirierende Links rund um Bücher von Frauen* - Teil 3“  zu finden. Nachdem wir die MONAliesA entdeckt hatten, wollten wir aber unbedingt mehr zur Bibliothek wissen und haben kurzerhand nach einem Interview gefragt. Kurz darauf hat sich dann Josefine mit Barbara von der MONAliesA online zum Gespräch getroffen.

Was ist die MONAliesA?

Die MONAliesA ist eine feministische Spezialbibliothek. Das heißt, dass alles, was man in unserer Bibliothek findet, einen feministischen Inhalt hat oder dem feministischen Standard entspricht. Feminismus ist also bei uns, anders als in einer öffentlichen Bibliothek, nicht nur eine Unterkategorie, sondern der „Main Standard“. Inhaltlich bedienen wir natürlich verschiedene Genres. Wie haben sehr viele Romane, aber auch viele Fachbücher. Dort kommen wir auch zu dem nächsten speziellen Merkmal einer feministischen Bibliothek, und zwar der Erschließung der Bücher. Diese funktioniert bei uns anders als in anderen öffentlichen Bibliotheken. Wir richten uns nach einem feministischen Thesaurus, das heißt, dass wir Begriffe verschlagworten, die in anderen Bibliotheken nicht auftauchen, wie zum Beispiel Trans-Identität, Care Work oder Paragraf 218. Zudem haben wir auch andere Kategorien als andere Bibliotheken. Die Verschlagwortung spiegelt da auch so ein bisschen unsere Kategorien wider. Relativ neu ist zum Beispiel die Kategorie Femizid. 

Als die Bibliothek gegründet wurde, wurde sie noch Frauenbibliothek genannt. Wir haben uns dann aber 2015 in „MONAliesA“ umbenannt, weil die Bibliothek nicht nur für Frauen ist und wir auch nicht nur Bücher über Frauen haben. Uns ist wichtig, dass es einen feministischen Standpunkt bzw. eine feministische Perspektive gibt, aber nicht, dass es immer Literatur von Autorinnen über Frauen sein muss. Da gibt es inhaltlich schon sehr viel mehr zu besprechen.

 

Wie erschließt ihr eure Bücher, die ihr in der Bibliothek habt?

Wir haben insbesondere eine Person bei uns im Team, die sich vor allem der Aufgabe widmet, zu gucken, welches gerade aktuelle Themen sind und was den Menschen wichtig ist, worüber die Menschen sich gerade informieren. Eine bedeutende Rolle spielt auch, welche Bücher die Verlage gerade so auf den Markt bringen und wie die Verlagsprogramme aussehen. Dann orientieren wir uns auch daran, welche Themen gerade in den Medien sind und natürlich auch, welche Themen uns persönlich interessieren. Wir haben eine interne Plattform, auf der man Bücher eintragen kann, die man gerade spannend findet. Dies ist auch für Nutzer*innen möglich, da diese ein eigenes Konto auf der Plattform bekommen und über ihr Konto Buchempfehlungen oder Anschaffungsvorschläge an uns schicken können. Wir gucken uns die Vorschläge dann an und was wir gut finden, kaufen wir dann auch. Wir bekommen eine Förderung von der Stadt, von der wir Bücher kaufen können. Wir kriegen aber auf Anfrage auch von sehr vielen Verlagen Buchspenden, was sehr toll ist.

 

Die MONAliesA wurde bereits 1990 gegründet. Wie kam es damals dazu?

Die Gründung ist der Entstehungszeit und dem Entstehungsort geschuldet. In der Umbruchsphase 1989/1990 hatte sich der unabhängige Frauenverband gegründet. Deutschlandweit wollten Frauen sich einmischen und mitreden. Aus diesem unabhängigen Frauenverband hat sich dann im November 1989 die Fraueninitiative Leipzig als lokaler Zusammenschluss von Frauen gegründet. Ein Teil dieser Fraueninitiative war auch die spätere Gründerin der MONAliesA Susanne Scharff. Sie nahm sich einer Kiste mit Büchern an, die dort rumstand und hat diese Bücher Stück für Stück katalogisiert. Es waren um die 30 Bücher. Sie merkte dann, dass es ihr und anderen Frauen wichtig ist, zu lesen und sich auszutauschen. Es ging dann auch darum, immer mehr Bücher aus dem Westen zu beschaffen. So kam es, dass aus einer kleinen Bücherkiste immer mehr wurde. Zuerst kamen viele Buchspenden, dann kamen die ersten Förderungen, von denen auch Bücher gekauft werden konnten. 1993 ist die MONAliesA im Haus der Demokratie umgezogen und bekam einen eigenen Raum und Regale. Von dem Moment an war die MONAliesA eine Institution, von der man sagen konnte, dass sie eine Frauenbibliothek ist. Ab da an sind auch die ersten Frauen gekommen und haben sich Bücher ausgeliehen. Es war aber auch von Anfang an so, dass sich die Bücher nicht nur einfach ausgeliehen worden, sondern, dass sich auch zu ihnen ausgetauscht wurde. Dieser Ort war auch immer schon ein Treffpunkt, an dem man über Bücher gesprochen und diskutiert hat, an dem auch Veranstaltungen stattgefunden haben. Das ist auch noch heute so. Wir sind Bibliothek, Archiv, Treffpunkt und Veranstaltungsort. 

Wir haben einen Leseraum, in dem die meisten Bücher stehen und auch die Veranstaltungen stattfinden. Neben diesem Raum haben wir eine Galerie, welche unser Zeitschriftenraum ist. Wir haben nämlich auch eine sehr große Sammlung an feministischen Zeitschriften bzw. Frauenzeitschriften. Beispiele wären da „Die Schwarze Botin“ aus der 70er Jahren, „Zaunreiterin“, die erste autonome Frauenzeitschrift der DDR, und die „Missy“. Wir haben auch graue Literatur. Das sind Zeitschriften, die nicht über einen Verlag publiziert wurden und öffentlich zugänglich waren. Dann haben wir auch noch einen kleinen Büroraum, in dem auch unser Archiv befindet.

 

Was macht euer Archiv aus?

Das Archiv ist ein total wichtiger Bestandteil der MONAliesA und zudem ein besonderer Punkt, der eine Spezialbibliothek ausmacht. Wir fallen unter die Kategorie „Bewegungsbibliothek und -archiv“. Das heißt, dass wir eine Bewegung, in diesem Fall die Frauenbewegung, dokumentieren. Es gibt ganz viele freie Archive in Deutschland, die einen anderen Sammelauftrag haben als öffentliche oder staatliche Bibliotheken. Unser Sammelauftrag besteht darin, alles zu sammeln, was aus der Bewegung kommt. Bei uns findet man also keine Verwaltungsakten, wie das zum Beispiel im Stadtarchiv der Fall ist. Zum Glück haben die Frauen der MONAliesA schon sehr früh damit angefangen, die ganzen Sachen aus der Frauenbewegung zu sammeln, in der sie auch selbst aktiv waren. Deswegen haben wir beispielsweise einen Schwerpunkt zur oppositionellen Frauenbewegung in der DDR. Es gibt auch viele Sachen zum IDA Dachverband, zu dem wir dazugehören. Das ist ein Dachverband aller Frauen- und Lesbenbibliotheken sowie Archive im deutschsprachigen Raum. Von denen gibt es ungefähr 40, zu denen wir auch einiges an Material dahaben. Wir haben zudem Materialen vom unabhängigen Frauenverband und von der Fraueninitiative Leipzig zu den verschiedensten Themen. Ich gucke mir zurzeit insbesondere das Thema Frauenforschung an und bin dort gerade mit der Erschließung von Unterlagen beschäftigt. Das Thema Migration wird beispielsweise auch in unserem Archiv berücksichtigt. Wir sammeln immer mehr Material und erweitern so das Archiv. Momentan sind wir auch an einem Projekt zu feministischen Strömungen in Leipzig beschäftigt. Wir arbeiten dort zum Beispiel gerade die Geschichte des Frauenkampftages, des Frauenstreiks und der Ladyfeste auf, auch durch Interviews. 

 

Was ist die Mission eurer Bibliothek?

Zu diesem Punkt möchte ich kurz historisch werden. Die Frauenbibliotheken, die sich in den siebziger Jahren als Teil der autonomen Frauenbewegung entwickelt haben, entstanden aus dem Zweck heraus, dass die Frauen gemerkt haben, dass sie ihre eigenen Bibliotheken und Archive brauchen, weil sie und die Frauenbewegung nicht in den öffentlichen, staatlichen und universitären Bibliotheken auftauchen. Auch schon im 19. Jahrhundert gab es Frauenbibliotheken und -archive. Die Aufgabe dieser Bibliotheken war, dass Bewegungsmaterial für eine feministische Geschichtsschreibung, aber auch für Bildung und Forschung, zu sammeln, um Frauen für den politischen Kampf zu mobilisieren. Um mit den Materialien, die gefunden wurden, Frauenforschung zu betreiben. Das ist bei uns eigentlich immer noch so. Wir sind jetzt jedoch viel weiter weg von der Frauenbewegung, als es die Frauen damals waren. Die MONAliesA ist mittlerweile mehr eine Dienstleistungseinrichtung geworden, aber unser Auftrag besteht immer noch darin, für eine Bewegungsgeschichtsschreibung Materialien zu sammeln. Damit man FLINTA* und Männern, die natürlich auch willkommen sind, Literatur an die Hand geben kann, mit der sie sich weiterbilden und Wissen über feministische Themen aneignen können. Davon abgesehen ist die Frauenforschung auch immer noch ein wichtiger Punkt für uns. Vor allem unsere Archivmaterialien werden beispielsweise von Promovierenden, aber auch von Studierenden, immer öfter angefragt, weil es Materialien sind, die man so nur bei uns im Archiv findet. 

 

Warum sind Institutionen wie die MONAliesA heute noch so wichtig?

Wir haben uns einer Aufgabe gewidmet, die sonst so in keiner Bibliothek große Beachtung findet. Es wäre schön, wenn alle Bibliotheken auch eine feministische Perspektive hätten, dass alles durch eine feministische Brille reflektiert werden würde, aber dem ist nicht so. Das sieht man an der Erschließung der Bücher, der Fülle der Themen, die man bei uns findet, die aber in anderen Bibliotheken fehlt. Das ist das wichtige an unserer Bibliothek. Meine Mitstreiter*innen in der MONAliesA kennen sich in feministischer Theoriebildung und feministischer Praxis gut aus, sodass sie unsere Besucher*innen gut beraten können. Unser Archivbestand ist wirklich einzigartig. Hier findet man Unterlagen, die man in keiner anderen Bibliothek findet. Aufgrund des Bestandes, aber auch als Ort, ist die MONAliesA nach wie vor wichtig. Wir sind auch ein Ort, an dem Gruppentreffen stattfinden können. Wir bieten unsere Räume, unsere Infrastruktur, damit Leute sich vernetzen und austauschen können. Zu Veranstaltungen können unsere Besucher*innen in einem Thema versinken und Referent*innen befragen. Das alles passiert in der MONAliesA.

Wie sah der normale Alltag in der Bibliothek vor Corona aus und welchen Einfluss hatte die Pandemie auf eure Arbeit?

Verändert hat sich seit Beginn der Pandemie hauptsächlich, dass wir lange keine Veranstaltungen mehr organisieren konnten. Wir haben ein paar Ausweichorte gefunden, die draußen Veranstaltungen angeboten haben, wie zum Beispiel Conne Island und die Galerie KUB. Drinnen haben wir keine Veranstaltungen mehr gemacht, weil unsere Räumlichkeiten so begrenzt sind. Ansonsten hatten wir vor allem 2020 sehr lange geschlossen, auch für den Ausleihbetrieb. Das können wir jetzt zum Glück trotz der hohen Coronazahlen rechtlich als öffentliche Bibliothek wieder gewährleisten, auch so, dass es für die Sicherheit aller gesorgt ist. Jetzt kommen auch wieder viele Besucher*innen und leihen sich Bücher aus. 

Für unseren internen Betrieb selbst hat sich gar nicht so viel geändert, da wir an verschiedenen Projektarbeiten dran sind, die wir auch jetzt in der Pandemiezeit bearbeiten konnten. Wir arbeiten sozusagen mit unseren Beständen. Unsere Förderung der Stadt kam nach wie vor, was wirklich ein Segen war, da so auch die Projektförderung weiterging. Dadurch, dass die Projektangestellten weiterhin in der Bibliothek gearbeitet haben, hat sich jedoch der Spagat zwischen ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen und Projektmitarbeiter*innen nochmal so ein bisschen vergrößert. Wir sind ungefähr zwölf Leute in der Gruppe, von denen sich über die Hälfte ehrenamtlich hier engagiert. Für die gab es, als wir komplett zu hatten, erstmal nicht mehr so viele Aufgaben in der Bibliothek und diese Verschiebung zieht sich gerade noch ein bisschen.

 

Welchen Herausforderungen sieht sich die MONAliesA gegenüber und wie geht ihr mit diesen um?

Unsere größte Herausforderung ist Geld. Wir haben eine institutionelle Förderung durch das Kulturamt der Stadt Leipzig, was toll ist, da wir mit diesem Geld jedes Jahr rechnen können. Damit hat die MONAliesA mittlerweile eine sichere Basis. Allerdings deckt dieses Geld quasi nur die Miete und eine halbe Stelle. Und das nicht mal komplett. Das ist natürlich schwierig. Ich habe jetzt diese halbe Stelle und ich mache die super gerne, aber es gibt tausende Aufgaben in dieser Bibliothek und ich kümmere mich hauptsächlich um die Anträge, die wir stellen. Ich bin die Person, die den Gesamtüberblick behält. Dann haben wir noch Projektstellen. Wir sind mittlerweile recht erfolgreich in der Antragstellung von Projektstellen und haben jedes Jahr drei bis vier Projektangestellte. Diese arbeiten an ihren Projekten und müssen genau dort ihre Inhalte erbringen. Es bleibt also leider prekär und ich finde schon, dass dies unsere größte Herausforderung ist, dieser immer gleichbleibende prekäre finanzielle Status. 

Eine andere Herausforderung ist der Platz, was ja auch mit dem Finanziellen zusammenhängt. Wir merken gerade auch, dass wir wieder Raum schaffen müssen. Wir gehen jetzt wieder, wie am Anfang auch, all unsere Kategorien durch und sortieren aus. Wir werfen mit Nichten alle alten Bücher weg, denn auch diese sind sehr wichtig, aber wir gucken durch, was veraltet ist, vor allem in Kategorien, in denen es beispielsweis um Krankheiten geht. Viele Sachen schmeißen wir aber nicht weg, sondern die kommen ins Magazin, sodass man auch weiter mit ihnen forschen kann. So kann man zum Beispiel sehen, was für Bücher man sich früher zu bestimmten Themen angeguckt hat, die jetzt aber inhaltlich nicht mehr tragbar sind. Das ist ja trotzdem interessant. Wir müssen aber mit dem Platz schon sehr gut kalkulieren. Wir haben momentan auch Gespräche mit dem Stadtarchiv Leipzig, das einzelne Teilbestände unseres Archivs wahrscheinlich übernehmen wird. Die Teilbestände bleiben trotzdem weiterhin in unserem Besitz, werden aber dort gelagert. Dadurch, dass wir vieles schon digitalisiert haben, haben wir dann die Digitalisate da und müssen gar nicht auf den papierenen Bestand zugreifen.  

 

Wie bist du persönlich auf die Bibliothek aufmerksam geworden und was gefällt dir am meisten an deiner Arbeit?

Ich wohne schon lange hier in Leipzig und wusste auch immer, dass es hier so eine Bibliothek gibt. Ich war vielleicht einmal da, hatte aber nicht mal einen Nutzerinnenausweis. Ich fand es spannend, dass es hier eine Frauenbibliothek gibt, aber sie hat nicht so meinen persönlichen feministischen Standpunkten entsprochen. Es gab viele Themen, die mir zu esoterisch vorkamen und es gab auch viele Themen, bei denen ich mir dachte, dass sie mir zu differenz-feministisch sind. Auch Frauen auf ihre Natürlichkeit zu schmälern, dass war nicht meine Politik, deswegen bin ich selten in die MONAliesA gegangen. 

Erst Ende 2014 wurde meine Aufmerksamkeit so richtig auf die MONAliesA gelenkt, als eine Freundin mir schrieb, dass die Bibliothek insolvent gegangen ist und deshalb schließen muss. Da hat sich dann eine kleine Retter*innengruppe zusammengetan und wir haben uns bemüht, die Bibliothek zu erhalten. Das ging von massiver Öffentlichkeitsarbeit über Spendenaufrufe bis hin zu Gesprächen mit dem Haus der Demokratie, weil dieses als Vermieter der Hauptschuldner war. Wir haben aber auch bei der Stadt massiv Lobby-Arbeit geleistet, um die Förderungen, die die MONAliesA davor bekommen hat, wieder zu erhalten. Und ich bin da so reingerutscht. Erst komplett ehrenamtlich und auch komplett unbedarft. Wir hatten dann plötzlich einen Schlüssel von einer Bibliothek in der Hand. Ich fand es von Anfang an spannend, aber es war auch total überfordernd. Dann gab es irgendwann die institutionelle Förderung wieder und es war klar, dass es dann auch Geld für eine halbe Stelle geben wird und dass wir diese halbe Stelle auch brauchen, um eine Person zu haben, die den Überblick behält. Ich habe dann gesagt, dass ich die Stelle übernehmen kann und seitdem mache ich diesen Job, mit einigen Unterbrechungen. Ich bin aber immer wieder zur MONAliesA zurückgekommen, weil ich die Arbeit hier ziemlich toll finde. Ich finde es toll, in einer Bibliothek zu arbeiten. Ich finde es toll, mit Büchern zu arbeiten. Ich finde es inhaltlich total toll, mit feministischen Themen zu arbeiten. Abgesehen von so einem Buchbestand und der Erschließung, finde ich es super, Veranstaltungen zu organisieren und mit anderen Menschen zu interagieren und in Kontakt zu kommen. Die Arbeit ist sehr vielfältig und das finde ich richtig gut. Zudem ist meine Gruppe, meine Leute, mit denen ich arbeite, auch richtig toll und es macht sehr viel Spaß, in dieser Gruppe arbeiten zu dürfen. 

Wie man eine Bibliothek führt und wie man Bücher erschließt, das wusste ich damals nicht und weiß es auch heute noch nicht zu 100%, ich habe das ja nie studiert. Aber wir haben uns das alle so ein bisschen angeeignet und in Unterstützung mit unserer Software klappt das auch. Als wir die MONAliesA übernommen haben und das erste Jahr nur mit Spenden überstanden haben, fragte ich mich, ob es die Bibliothek wirklich braucht und ob wir den Leuten im vierten Stock und ohne Schaufenster überhaupt auffallen werden. Ich habe sehr daran gezweifelt, dass Besucher*innen kommen werden, aber genau das Gegenteil war der Fall. Immer mehr Leute haben uns kennengelernt, auch unter unserer neuen Profilierung. Als wir die Bibliothek übernommen haben, haben wir ja schon Sachen anders gemacht. Es sind dann aber immer mehr Besucher*innen gekommen, vor allem zu den Veranstaltungen. Mittlerweile haben wir richtig viele Nutzer*innen und das ist wirklich total schön.

 

Was wünscht ihr euch für 2022 bzw. was steht für euch in diesem Jahr alles an?

Wir wünschen uns natürlich, dass wir wieder mehr öffnen und auch Veranstaltungen stattfinden können. Schön wäre natürlich auch, dass weiterhin so viele Nutzer*innen kommen, wie bisher. Ein Fokus für 2022 ist auch, eine Bibliothekar*innenstelle zu bekommen, sodass wir auch endlich eine Person haben, die sich nicht wie wir ehrenamtlich, sondern für ein Gehalt um den Bestand kümmern und ihn pflegen kann. Damit diesen Job auch wirklich eine Fachkraft machen kann. Meine Kollegin, die diesen Job gerade übernimmt, ist auch Bibliothekarin, sie kriegt jedoch nur einen kleinen Obolus für ihre Arbeit, was einfach nicht genug ist. Das ist schon unser Wunsch, dass wir so eine Aufgabe auch gut entlohnen können. 

 

Wie kann man euch unterstützen?

Spenden nehmen wir natürlich immer gerne, aber Unterstützung heißt für uns auch, einfach in die Bibliothek zu kommen. Ein Nutzer*innenausweis kostet 10€ pro Jahr. Wir haben auch einen ermäßigten Tarif, für Studierende zum Beispiel, dieser kostet 7€ pro Jahr. Sich einen Nutzer*innenausweis zu besorgen ist eine besonders coole Unterstützung, die für beide Seiten etwas bringt. Wir müssen vor Geldgeber*innen nämlich auch mit unseren Nutzer*innenzahlen argumentieren, deswegen sind diese für uns wichtig. Dann ist es natürlich wertvoll, wenn man einfach das Wissen um unsere Existenz weiterträgt und Leute darauf aufmerksam macht, dass es uns hier gibt.

 

Welches sind deine momentanen Lieblingsbücher?

Tatsächlich habe ich ein dauerhaftes Lieblingsbuch, „Alles, alles Liebe!“ von Barbara Honigmann. Das ist ein Briefroman über eine Theatermacherin der DDR. Diese geht in eine Kleinstadt und macht dort mit den Leuten Theater. Es geht aber auch um so viel mehr. Sie tauscht Briefe mit ihrer Mutter und einer guten Freundin aus und darüber erfährt die/ der Leser*in, wie man dieses Leben gestalten kann und nach welchem Maß man Dinge tun kann und sollte. Es ist einfach ein richtig schönes Buch, welches ich sehr empfehlen kann.

Jetzt kürzlich habe ich „Anette, ein Heldinnenepos“ von Anne Weber gelesen. Es geht um eine Frau, die im 2. Weltkrieg in Frankreich Partisanin und im Untergrund tätig war. Das Buch ist als Epos geschrieben und als ich es das erste Mal aufgeklappt habe, habe ich es gleich wieder zugeklappt, weil mir Lyrik nicht so geläufig ist. Was ich an dem Buch aber so erstaunlich finde, ist, dass es formal eine feministische Geschichte anspielt. Diese Form des Epos wurde in der Literatur eigentlich immer nur Männern gewidmet. Dieses Epos ist jedoch einer Frau gewidmet, Anette, der Heldin. Es ist quasi auch wie ein Roman, es hat nur diese andere Form. Ich bin Fan von diesem Buch und kann es daher nur empfehlen.

 

Vielen Dank für das schöne Gespräch!

 

Falls das Interview euer Interesse geweckt hat und ihr die MONAliesA besuchen wollt, könnt ihr das immer dienstags und donnerstags von 15 – 19 Uhr und mittwochs von 15 – 18 Uhr tun. Schaut doch mal vorbei!

 

Die Bibliothek findet ihr im Haus der Demokratie in der Bernhard-Göring-Straße 152 in Leipzig.

 

Mittlerweile dürfen in der MONAliesA auch wieder Veranstaltungen stattfinden! Alle aktuellen Termine findet ihr hier. Falls ihr eine Veranstaltung verpasst haben solltet, findet ihr hier vergangene Veranstaltungen zum Nachhören

Die Webseite der Bibliothek findet ihr hier.