Jedes Jahr im August widmen sich Literaturblogs und Accounts weltweit dem Thema "Ins Englische übersetzte Literatur von Autorinnen", weil es auch hier - wie in vielen anderen Bereichen der Literaturbranche - eine deutliche Diskrepanz gibt zwischen Werken von Männern und Werken von Frauen. Accounts und Blogs wie WomenInTranslation oder Hashtags wie #womenintranslation und #WITmonth machen auf diesen Missstand aufmerksam und rücken Literatur von Frauen aus der ganzen Welt - und nicht nur aus Europa oder Nordamerika - in den Fokus. Hier erfährst du mehr über diesen wichtigen Aktionsmonat.
Hintergrund: Das Interview
Seit 2014 setzt sich die amerikanische Bloggerin Meytal Radzinski für eine gleichberechtigte Übersetzung der Werke von Frauen ins Englische ein. Sie gab
dem Magazin der The American Literary Translators Association ein Interview, in dem sie ihren Hintergrund erläuterte: Sie wuchs
zweisprachig auf (Englisch und Hebräisch) und las daher häufig nicht-englischsprachige Literatur, die sie gern mit ihren Freunden geteilt hätte. Aber vieles wurde bislang nicht übersetzt. Also
setzte sie sich mehr mit der Thematik der Übersetzungen weiblicher Literatur auseinander und entdeckte, dass Werke von Frauen in vielen nicht-englischsprachigen Ländern - ähnlich wie in
Deutschland - generell seltener veröffentlicht, besprochen und ausgezeichnet werden. Hinzu kommen laut Radzinski auch Hindernisse wie der Fakt, dass männliche
Übersetzer (wenn sie wählen können), deutlich seltener Werke von Frauen übersetzen und so ein zusätzlicher Gatekeeper sind.
Was können wir tun?
Radzinski nennt zwei Hautpziele ihrer Aktion "Women in Transation Month":
- Dialog und Diskussion über Werke von Frauen und ihre Übersetzung anregen - also darüber sprechen, schreiben und lesen
- Mehr übersetzte Bücher von Frauen lesen - und kaufen, ausleihen und anfragen
An die Verlage stellt Radzinski eine klare Forderung: Wählt bewusst Werke von Frauen für die Übersetzung aus und bringt somit mehr Bücher und ebooks von Frauen auf
den Markt. Dies ist eine ganz bewusste Entscheidung, die jeder Verlag treffen kann, um eine ausgewogenere, diversere Programmauswahl zu treffen. Das ist wohl der größte Hebel, den es zu stemmen
gilt - denn die wichtigsten Gatekeeper sind immernoch die Verlage - und natürlich die Leserinnen und Leser, die mit ihrer Auswahl von Autorinnen-Werken eine Nachfrage schaffen und damit auch
Druck auf die Verlage ausüben können.
Vielfältige Aktionen im Buchhandel und in Social Media
Mittlerweile erfährt der "Women in Translation Month" eine immer größere Resonanz. Es gibt viele Buchhandlungen, die im August ihre Schaufenster zum Thema gestalten und viele Accounts und Buchclubs, die übersetzte und "übersetzungs-würdige" Literatur vorstellen. Hier ein kleiner Ausschnitt (Quelle: Twitter, August 2020):